Gesellschaftliche Entwicklungen und daraus erwachsende Folgerungen für die Ausbildung des theologischen Nachwuchses
Deutschland wandelt sich zu einer nachchristlichen und multireligiösen Nation. Mission und Evangelisation ist das Gebot der Stunde. Pastorinnen und Pastoren müssen in besonderer Weise geschult sein, einladend und eindeutig den christlichen Glauben zu bezeugen. Apologetische Fähigkeiten sind dafür ebenso notwendig wie gute Kenntnisse über den Islam und den Buddhismus, den beiden wachsenden Religionen in unserem Land.
Die volkskirchliche Struktur ist im 21. Jahrhundert erkennbar an ihr Grenzen gekommen, wird zunehmend hinterfragt und aller Wahrscheinlichkeit nach keinen Bestand haben. Im geistlich schwachen Norden schreiten diese Prozesse deutlich schneller voran als anderswo. Hier müssen deshalb auch früher Antworten auf die Frage nach der Kirchenform der Zukunft gefunden werden.
Zu den traditionellen Aufgaben des Pfarrers, der Seelsorge und der Lehre kommen zunehmend Tätigkeiten, die Managementkenntnisse verlangen: Die Gestaltung von Strukturveränderungen, das Einwerben von Spendengeldern, die Entwicklung von Gemeindeaufbauplänen und deren Umsetzung, die fachliche Begleitung unterschiedlichster Mitarbeiter/innen, die Adaption erfolgreicher Gemeindemodelle usw.. Diese Kenntnisse müssen schon in der Ausbildung erworben werden.
Die radikale Trennung von akademischer Ausbildung und Gemeindeleben hat der Gemeinde Jesu massiv geschadet und ist zugleich Ausdruck eines veralteten Bildungswesens.
Die Ausbildung der Pastor/inn/en muss, solange dies auf fachlich exzellentem Niveau möglich ist, in der Ortsgemeinde geschehen. Nur hier ist eine Rückkopplung des Gelernten mit der Realität des Gemeindelebens möglich. Die Ausbildungsgemeinden müssen unterschiedliche positive Lernfelder bieten und sich durch eine erfolgreiche, missionarische Arbeit auszeichnen.
Die Trennung von akademischer Wissensvermittlung und geistlichem Leben hat verheerende Folgen für das Glaubensleben vieler Theologen gehabt. Die Ausbildung geistlicher Leiter muss nach geistlichen Prinzipien erfolgen. Jede und jeder Studierende der Theologie sollte Teil einer christlichen Gemeinschaft von überzeugten Christen sein. Solche Gemeinschaften müssen angeleitet und begleitet werden von reifen Christen.
Die deutschen Kirchen und Universitäten sind weitgehend von den positiven Entwicklungen in der weltweiten Christenheit abgekoppelt. Niemand redet im Ausland über das deutsche Rezept für Erweckung. Warum? Weil es keines gibt und bekannt ist, wie geistlich entleert und weithin ziellos kirchliche Arbeit bei uns passiert.
Jede zukünftige Pastorin und jeder zukünftige Pastor sollte, um ein gesundes Bild der Gemeinde Jesu zu bekommen, mindestens je ein Auslands- und Missionspraktikum machen, wenn möglich auch einen Teil der Ausbildung im Ausland verbringen.